Gustav Lombard

Geburtstag10.04.1895
GeburtsortKlein-Spiegelberg
KreisPrenzlau
Quelle: Gustav Lombard wurde am 10.04.1895 in Klein-Spiegelberg im Kreis Saatzig bei Prenzlau in der Uckermark auf dem Gut seines Vaters geboren. Die Schule besuchte er bis zur Mittleren Reife in Dresden und Niesky. Seinem 1906 verstorbenen Vater versprach Lombard in die USA zu reisen und so trat er 1913 diese Reise an, um dort Verwandte kennen zu lernen. Lombard besuchte in den USA die High School und schloss diese mit der Hochschulreife ab. Nach Beginn des 1. Weltkrieges blieb er in den USA und studierte an der University of Missouri in Columbia Moderne Sprachen. Das Studium brach er jedoch aus Geldmangel im Jahre 1916 ab und arbeitete zunächst auf einer Farm und begann schließlich Anfang 1919 eine Lehre zum Bankkaufmann. Im Herbst 1919 kehrte er jedoch nach Deutschland zurück, wo er als Leiter der Frachtenabteilung für American Express arbeitete. Vier Jahre später wurde er kaufmännischer Betriebsleiter bei Chrysler in Berlin-Johannisthal und kaufte, nachdem das Werk in Berlin 1931 geschlossen wurde, eine der größten Autogaragen der Stadt und machte sich selbstständig. Lombard hatte bereits im März 1922 die Opernsängerin Marianne Alfermann geheiratet und im gleichen Jahr einen Sohn bekommen. Bis zum Machtantritt der NSDAP liegen keine gesicherten Beweise für Lombards politische Ansichten vor, jedoch trat er bereits am 10.02.1933 der NSDAP bei und im 01.04.1933 der SS bei. Dort kam er zunächst zur SS-Reiterstandrate 6 nach Düsseldorf. In der Zeit bis zum Krieg versuchte er mit Schwierigkeiten seine Biographie hinsichtlich eines national denkenden Mannes zu färben. In einem 1935 verfassten Lebenslauf taucht aber lediglich die Mitgliedschaft im sogenannten "Nationalen Klub 1919", dem er ab 1927 angehört haben soll. Die Zeit vom 01.05.1935 bis zum 01.03.1938 verbrachte er beim 1. Reitersturm der 7. SS-Reiterstandarte in Berlin, wo er den II. und später dann den III. Trupp befehligte. Am 01.04.1936 übernahm er dann das Kommando über den 1. Sturm und wird am 11.09.1938 zum SS-Hauptsturmführer befördert, bevor er am 01.03.1940 zur Waffen-SS kommt. In den Jahren 1934 bis 1936 befand er sich periodenweise bei den Reiter-Regimentern 4 und 9 des Heeres. Im Dezember 1939 auf Befehl Himmlers in die SS-Totenkopf-Reiterstandarte versetzt und dort mit dem Posten des Schwadronkommandeurs der 3. Schwadron beauftragt, kommt er als Verstärkung der Polizei in Polen zum Einsatz, während die vier Schwadronen auf zwei Kavallerie-Regimenter erweitert werden. Im Umgang mit seinen untergebenen Soldaten legte er gerechten Umgang und Kameradschaft, an, was ihm den Beinamen "Papa Lombard" einbrachte. Weiterhin leitete er persönlich regelmäßig stattfindende weltanschauliche Schulungen und legte dabei viel Wert auf antisemitische Unterrichtsinhalte. Über Veit Harlans Film "Jud Süß" sagte er: "[...] dieser Film sowohl künstlerisch wie inhaltlich besonders wertvoll ist und unter Zugrundelegung geschichtlicher Ereignisse lebendigen Aufschluss über die Judenfrage gibt." Lombard regte eine Sondervorstellung an und regelte den Besuch dieser Vorstellung als Dienst. Gerade auch die SS-Kavallerie war an großen Exekutionen und Massakern beteiligt, wobei die 3. Schwadron Lombards im Raum Warschau in stärksten Masse zu Erschießungen herangezogen wurde. Am 06.12.1940 übernimmt er das Kommando über die I. Abteilung des SS-Totenkopf-Kavallerie-Regiment 1 und kommt so im Frühjahr 1941 zum von Himmler aufgestellten Kommandostab RFSS zur politischen Befriedung der von Deutschland besetzten sowjetischen Gebiete. Am 19.07.1941 erreichte Lombard mit seiner Abteilung das Pripjet-Gebiet und erteilt dort am 01.08.1941 folgenden Befehl: "Es bleibt kein männlicher Jude leben, keine Restfamilie in den Ortschaften." Lombard verwendete für derlei Aktionen den Begriff "Entjudung". Seit 1933 verstand man unter diesem Begriff den Ausschluss der Juden vom gesamten Wirtschaftsleben, Lombard dürfte also fast der erste gewesen sein, der diesen Begriff im Bezug auf physische Vernichtung verwendet hat. Dabei kommt es unter anderem zu Aktionen in den Ortschaften Chomsk, Motol, Telechany, Svieta Wolka und Hancewicze. In der Ortschaft Chomsk wurden alle jüdischen Bewohner in der Kirche zusammengetrieben und über Nacht gefangen gehalten. Am nächsten Tag wurden dann ca. 2.000 Menschen erschossen. Beteiligt daran war neben dem Abteilungsstab auch die 2. Schwadron. Am 02.08.1941 folgte die "Säuberung" Motols, wo ca. 3.000 Menschen der SS zum Opfer fielen. Am 05.08.1941 folgte Telechany, mit etwa 2.000 jüdischen Opfern, sowie ab dem 07.08.1941 weitere Ortschaften deren Aktion bis heute nicht bekannt sind. In Hancewicze starben ca. 2.500 Menschen. Mit Ende der ersten Aktionen der I. Abteilung bezifferte Lombard die Opfer auf 6.500 Personen, nach Schätzungen Überlebender sowie der Täter kann die Zahl auch bei ca. 9.000 ermordeten Menschen liegen. Lombard hatte erstmals die gesamte jüdische Bevölkerung eines größeren Gebietes komplett ausgelöscht. Bspw. der Kommandeur der II. Abteilung des SS-Kavallerie-Regiments 2, Franz Magill, hatte "lediglich" die männliche Bevölkerung ermorden lassen. Ergebnis dieses Unterschieds war die Belobigung und Auszeichnung Lombards und die Absetzung Magills. Vom 15.10.1941 bis zum 20.11.1941 übernimmt er als Vertretung für Fegelein das Kommando über die SS-Kavallerie-Brigade. Am 18.08.1941 wird er Kommandeur des SS-Totenkopf-Kavallerie-Regiments 1, das später am 01.09.1941 zum SS-Kavallerie-Regiment 1 umbenannt wird, kommandiert dann die SS-Kavallerie-Brigade und wird zeitweilig Kommandeur der SS-Kavallerie-Division, um diese dann später gänzlich anzuführen. Als Kommandeur des SS-Kavallerie-Regiments 1 spricht er am 25.09.1941 in Mogilew, im Stabsquartier Max von Schenkendorffs, dem Befehlshaber des Rückwärtigen Heeresgebietes Mitte, anlässlich eines "Partisanen-Lehrgangs" vor den versammelten Wehrmachts- und SS-Offizieren. Dabei forderte er zunächst eine engere Zusammenarbeit zwischen Wehrmacht und SS und vertrat die Meinung, daß "Terror gegen Terror" stehen müsse. Im Bezug auf die jüdische Bevölkerung äußerte er sich folgendermaßen: "Über die Juden auch nur ein weiteres Wort zu verlieren, ist wohl überflüssig. Man kann vielleicht über die Maßnahmen verhandeln, wie der Jude am zweckmäßigsten aus den uns anvertrauten Gebieten verschwinden soll, aber daß er beseitigt werden muß, steht fest, denn der Jude ist Partisan!" Zuvor war Lombard, als Kommandeur der Reitenden Abteilung (bestehend aus vier Schwadronen) des SS-Kavallerie-Regiments 1, in seiner "Bekämpfung derartiger Partisanen so erfolgreich", daß ihn Himmler sofort zum Regimentskommandeur ernannte. Von Schenkendorff nahm das Vorgehen der SS-Kavallerie als Vorbild für seine eigenen Sicherungsverbände und zeichnete Lombard persönlich mit dem EK 1 aus. Am 11.02.1943 mit dem Deutschen Kreuz ausgezeichnet, heisst es im Vorschlag: "SS-Sturmbannführer Lombard bewies persönliche Tapferkeit und Mut bei den Kämpfen vor dem Winter 1942/43. Als Regimentskommandeur und zeitweiser Führer der Kavallerie-Brigade nahm er an den Kämpfen im Raum Rshew teil und schloss dort eine Lücke. Mitte Januar 1942 errichtete er eine Verteidigungsstellung bei Ploty-Truschkovashevo und hielt diese gegen sämtliche Angriffe des Gegners, wobei dieser schwere Verluste erlitt. Nachdem der Gegner in frontalen Angriff keinen Erfolg mehr sah, griff er am 15.01.1942 die linke Flanke bei Shapilovo mit 200 Mann an. Die 2. Schwadron unter dem persönlichen Kommando Lombards ging zum Gegenangriff über und zerschlug den Angreifer. Am 22.01.1942 führte er persönlich einen Nachtangriff auf die Ortschaft Usovo der 1. Schwadron und konnte nach dreistündigem Kampf die Ortschaft an der Spitze kämpfend nehmen. Der Feind erlitt hohe Verluste. Am 25.01.1942 erhielt er den befehl eine Verteidigungsstellung am Sitshilo einzunehmen. Aufgrund Lombards Ansicht war dafür der Besitz der nahen Ortschaft Saizevo von entscheidender Bedeutung. Die Ortschaft konnte durch einen kaltblütigen Angriff genommen werden. Am 02.02.1942 ging Lombard persönlich mit seinen Schwadronen zum Gegenangriff über und eroberte die Ortschaft Pogorelki mit schweren Verlusten für den Gegner. Aufgrund seiner Befehl sollte die Brigade nach Dubrov marschieren, wobei Lombard die Ortschaft Kliasy angriff und einnahm. Ein gegnerisches Bataillon wurde vernichtet. Am 10.03.1943 erhielt Lombard als SS-Obersturmbannführer der Reserve das Ritterkreuz. In der Begründung dazu heisst es: "Das SS-Kavallerie-Regiment 1 unter der Führung des SS-Obersturmbannführers Lombard stand am Abend des 25.11.1942 im Raum Beloussovo-Sergejebka als Reserve des OKH. Er hatte den befehl erhalten nur auf befehl in die Kämpfe einzugreifen. Kurz nach Eintreffen im befohlenen Raum erging durch einen Melder der 2. Luftwaffen-Feld-Division die Information, dass der Gegner bei Romanovo mit 100 Panzern und ca. 500 Mann durchgebrochen war. Lombard setzte sofort seine Aufklärungseinheiten an und erhielt die Information das es sich "lediglich" um 25 Panzer mit 200 - 300 Mann Infanterie handelte. Ohne auf einen befehl zu warten griff Lombard durch den Wald nördlich von Beloussovo an und zerschlug sichernde Truppen des Gegners. Durch die Nacht im Vorteil bezog Lombard eine Verteidigungsstellung bevor der Gegner im Kampfraum auftauchte und unterstützte so die rechte Flanke der Luftwaffen-Division. Den Gegner bindend wurden die Einheiten durch das SS-Kavallerie-Regiment 2 verstärkt und vereitelten so einen Durchbruch des Angreifers. Durch gezieltes Artilleriefeuer jeglichen Angriff des Gegners verhindernd, ging Lombard zum Gegenangriff über und nahm Okuliza und Knjashe. Am 28.10.1943 wurde er als SS-Standartenführer der Reserve Kommandeur der Waffen-Grenadier-Brigade der SS (italienische Nr. 1), die er bis zum 06.12.1943 kommandierte. Es folgte dann eine Versetzung in den Kommandostab des Reichsführers SS, bzw. zur Stossgruppe "von dem Bach" an die Ostfront bei Kowel. Vom 14.04.1944 bis zum 01.07.1944 übernahm er als SS-Oberführer der Reserve das Kommando über die 8. SS-Kavallerie-Division "Florian Geyer" und nimmt vom 14.07.1944 bis zum 23.08.1944 am 12. Divisions-Führerlehrgang in Hirschberg im Riesengebirge teil. Danach übernahm er zeitweise das Kommando über die 6. SS-Gebirgs-Division "Nord" bis zum 01.09.1944. Bis zum 01.10.1944 war er zur Reserve versetzt worden und übernahm dann das Kommando über die 31. SS-Freiwilligen-Grenadier-Division, bis zum April 1945. Noch am 20.04.1945 erhielt er die Beförderung zum SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS. Bei Königgrätz in tschechische Kriegsgefangenschaft geraten, dann aber an die Sowjetunion ausgeliefert, wurde er im Herbst 1947 zunächst zu 25 Jahren Lagerhaft verurteilt. Da er aber "nur" aufgrund der Erschießung von Partisanen und der Vergewaltigung und Ermordung eines russischen Mädchens durch Angehörige seines Regiments verurteilt wurde, liegt die Annahme nahe, dass den Anklägern keine Unterlagen über die Aktionen Lombards vorgelegen haben können. Am 10.10.1955 aus dem Kriegsgefangenen Lager Woikowo entlassen, kehrte er nach Westdeutschland zurück und wohnte zunächst in München. Dort erhielt er von der Allianz-Versicherung ein großzügiges Weihnachtsgeschenk (eine Wohnung) und wurde ein halbes Jahr später als Versicherungskaufmann angestellt. Ab Anfang 1962 wurde jedoch gegen ihn und weitere Angehörige des SS-Kavallerie-Regiments 1 aufgrund der Erschießungen im Pripjet-Gebiet ermittelt. Bei wiederholten Vernehmungen sprach er sich von jeder Schuld frei und argumentierte, dass der vorliegende, von ihm gezeichnete Abschlussbericht der Aktion, nicht von ihm selbst stammte, sondern von seinem damaligen Kommandeur Hermann Fegelein gefälscht worden sei. Letztendlich wurde das Ermittlungsverfahren trotz 230 Zeugenaussagen und belastenden Dokumenten nach 9 Jahren durch die Staatsanwaltschaft München I eingestellt. In der Begründung heisst es, dass die öffentliche Klage nicht mit Aussicht auf Erfolg erhoben werden könne. Weiterhin konnte der ermittelnde Staatsanwalt auch nicht ausschließen, das die Zahl von 6504 ermordeten Menschen nicht doch eher tiefer anzusetzen war. Außerdem könne dem Beschuldigten "[...] nicht nachgewiesen werden, das die Ausführungen der gegebenen Vernichtungsbefehle mit Nachdruck und einverständlichem Eifer durchgesetzt und sich damit eines Verbrechens des Mordes [...] in einer Vielzahl von Fällen schuldig gemacht zu haben." Der Onkel der amerikanischen Schauspielerin Carole Lombard und ohne je zur Verantwortung gezogen worden zu sein verstarb er am 18.09.1992 mit 97 Jahren in Mühldorf in Bayern.
Einheiten
von (am)bisEinheitDienststellung/FunktionStreitkraft
20.12.1939 SS-Reiter-Regiment 1 Kommandeur Waffen-SS
20.04.1943 14.05.1943 Stab/SS-Kavallerie-Division Kommandeur Waffen-SS
Beförderungen
amzum
21.11.1933 Scharführer
15.07.1934 Oberscharführer
15.09.1935 Untersturmführer
13.09.1936 Obersturmführer
11.09.1938 Hauptsturmführer
01.03.1940 SS-Hauptsturmführer d.R.
21.06.1941 SS-Sturmbannführer d.R.
16.03.1942 SS-Obersturmbannführer d.R.
30.01.1943 SS-Standartenführer d.R.
12.03.1944 SS-Oberführer
20.04.1945 SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS
Auszeichnungen
amAuszeichnung
11.02.1943 Deutsches Kreuz in Gold
10.03.1943 Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes
Silberne Tapferkeitsmedaille Signum Laudis mit Kriegsdekoration und Schwertern
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